Energieversorgung: Der Aufbau des Strommarktes in Deutschland

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Deutschland ist das Land in der Europäischen Union mit den höchsten Strompreisen. In keinem anderen Staat der EU müssen Bürger so viel Kaufkraft für Energiepreise aufwenden wie in der Bundesrepublik. Das spüren auch Unternehmen, die sich hohen Ausgaben für die Energieversorgung gegenübersehen. Beteiligt daran sind verschiedene Faktoren wie die Zusammensetzung des Strompreises, die Herkunft des Stromes oder auch die Kosten für die Energiewende. Alles rund um das Thema Strom liefert dieser Ratgeber.

Der deutsche Strommix

Deutschland hat sich ein anspruchsvolles Ziel gesetzt. Als erste Industrienation der Welt möchte die Bundesregierung vollkommen auf Strom aus den beiden größten Quellen der vergangenen Jahrzehnte verzichten und den Strommix vorantreiben. Der Kohleausstieg in Deutschland ist beschlossen und auch der Ausstieg aus der Kernenergie ist nach der Katastrophe von Fukushima in der Umsetzung. Im Jahr 2017 wurden hierzulande mehr als 60 Prozent des produzierten Stroms aus konventionellen Quellen gewonnen. Dazu gehörten:

  • 40 Prozent aus Braun- und Steinkohle
  • 13 Prozent aus Kernenergie
  • 8 Prozent aus Erdgas

Der Anteil der erneuerbaren Energie ist zuletzt deutlich gestiegen. Im selben Jahr betrug der Anteil in Deutschland bereits runde 40 Prozent. Das entspricht einer Steigerung von mehr als zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die größten Quellen für erneuerbare Energie waren 2017:

  • 19 Prozent aus Windkraft
  • 9 Prozent aus Windkraft
  • 7 Prozent aus Solarenergie
  • 4 Prozent aus Wasserkraftanlagen

Grüne Energie, hohe Preise

Der Anteil erneuerbarer Energien ist seit dem Jahr 2000 enorm gestiegen. Damals wurden gerade einmal sechs Prozent des produzierten Stroms aus grünen Energiequellen gezogen. Bis zur Mitte des kommenden Jahrzehnts soll der Anteil an erneuerbaren Energien am Strommix mindestens 45 Prozent betragen. Angesicht der starken Wachstumsraten wird das Ziel schon deutlich früher erreicht. Die Energiewende in Deutschland ist ein engagiertes Ziel – und ein teures. Die EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien beeinflusst maßgeblich die Strompreise in Deutschland.

Seit der Einführung im Jahr 2003 sind die Preise für Unternehmen und Privathaushalte stark gestiegen, sie haben sich nahezu verdoppelt. Mit dem verabschiedeten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wurde die Förderung von erneuerbaren Energien beschlossen. Der gestiegene Anteil an Ökostrom hat die Preise stark wachsen lassen.

Kostentreiber EEG-Umlage

Das EEG-Gesetz sieht eine feste Vergütung für alle Produzenten von erneuerbaren Energien vor. Das betrifft sowohl den Privatverbraucher mit der Solarzelle auf dem Dach wie auch den Betreiber eines Windparks. Die sogenannte Einspeisevergütung wird über einen Zeitraum von meist 20 Jahren festgelegt. Die Vergütung liegt seit Jahren deutlich über den Preis, den Stromproduzenten für den Verkauf ihres Stroms an der Börse erhalten. Damit sie nicht die Kosten für die Vergütung selbst tragen, erhalten sie die Differenz vom Staat. Der Staat wiederum holt sich diese Ausgaben in Form von Steuern und Abgaben von seinen Bürgern wieder.

Dadurch steigen die Mietnebenkosten in Deutschland. In diesem Fall zahlen alle Bürger die Differenz mit der EEG-Umlage. Sie wird auf jede verbrauchte Kilowattstunde Strom aufgeschlagen. 2010 lag die Umlage noch bei 2,05 Cent/kWh, im Jahr 2018 hat sie sich mit 6,792 Cent/kWh mehr als verdreifacht.

Die Zusammensetzung des Strompreises

Im abgelaufenen Kalenderjahr 2018 betrug der durchschnittliche Strompreis in Deutschland exakt 29,42 Cent/kWh. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahrespreis war nur marginal, was auch mit der leicht gesunkenen EEG-Umlage in dem Jahr zusammenhing. Der durchschnittliche Strompreis in dem Jahr setzte sich zusammen aus:

  • 54,3 Prozent für Abgaben, Umlagen und Steuern
  • 24,7 Prozent für Kosten der Netzbetreiber
  • 21 Prozent für die Anbieter von Strom

Mit 24,7 Prozent waren die Netzentgelte an die Netzbetreiber der größte Einzelposten am Gesamtpreis. Gleich dahinter folgt die Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, die zusammen so teuer ist wie die Strom- und Umsatzsteuer gemeinsam.

Sparen beim Strom

Der Strompreis von 29,42 Cent/kWh stellt lediglich einen Durchschnittspreis dar. Wie hoch der tatsächlich zu zahlende Preis für die Stromversorgung ist, hängt von diversen Faktoren ab. So spielt der Wohnort, der gewählte Anbieter und der Tarif eine entscheidende Rolle. Ein Einsparpotenzial ergibt sich für fast alle Haushalte in Deutschland. Mehr als eine Milliarde Euro zahlen Verbraucher zu viel – allein weil sie nicht zu einem günstigeren Energielieferanten wechseln. Der Vergleich von Stromanbieter bei Verivox listet die günstigsten Lieferanten vor Ort auf.

Laut Bundesnetzagentur gibt es knapp 1.2000 Stromanbieter in Deutschland. Sie liefern sich einen harten Konkurrenzkampf und buhlen um die Gunst der Kunden. Der Konkurrenzkampf führt zu niedrigeren Preisen, von denen Stromkunden mit einem Wechsel profitieren.

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