Technische oder fundamentale Aktienanalyse: Was ist sinnvoller?

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Für Anleger gibt es zwei grundlegende Möglichkeiten, beim Kauf von Aktien Hilfe von technischer Seite zu erhalten: Die technische Analyse (Chartanalyse)und die Fundamentalanalyse. Beide tragen dazu bei, dass sich der/die Anleger/in nicht nur danach entscheiden müssen, für wie glaubwürdig man die Prognosen von Analysten und des Unternehmens selbst hält, sondern eine Bewertung anhand handfester Fakten erhält.

Allerdings ist die Verlässlichkeit beider Methoden umstritten, da beide der Markteffizienzhypothese widersprechen, die besagt, dass Finanzmärkte effizient seien, wenn alle vorhandenen Informationen schon enthalten seien. Nach der Markteffizienzhypothese kann niemand aus Chart- und Fundamentalanalyse dauerhaft in Form höherer gewinne profitieren. Aber wie funktionieren diese beiden Verfahren eigentlich?

Die technische Analyse (Chartanalyse)

Die Börse ist selten rational. Jeder Interessierte wird schon einmal festgestellt haben, dass es Unternehmen gibt, deren Kurs immer weiter fällt, obwohl die Umsätze steigen, die Dividende erhöht wird und die Aussichten der Branche gut ist (und umgekehrt). Das liegt daran, dass der Kurswert nicht (nur) durch fundamentale Daten bestimmt wird, sondern durch die Stimmung der Investoren. Diese ist von der Gesamtstimmung am Markt (die wiederum z.B. von der Zinspolitik abhängt)abhängig, aber auch vom Kurs der gewählten Aktie in der letzten Zeit.

Eine steigende Aktie ist immer attraktiver als eine fallende. Genau hier setzt die Chartanalyse an: Sie geht davon aus, dass bereits alle wichtigen Infos über das Unternehmen im aktuellen Kurswert eingespeist sind. Die Grundlage der Chartanalyse bildet die Annahme, dass im Kursverlauf von Aktien bestimmte Wiederholungen enthalten sind. Ein Beispiel: Eine Aktie schwankt monatelang zwischen 80€ und 84,90€, fällt aber immer wieder, sobald sie sich der 85€-Marke annähert.

Gelingt es der Aktie, diese Hürde zu überwinden, sendet die technische Analyse ein Kaufsignal. Umgekehrt empfiehlt sie zu verkaufen, wenn eine sogenannte Unterstützung nach langer Zeit gerissen wird. Der Vorteil liegt also darin, dass bestimmte Trendverläufe mechanisch erfasst und angezeigt werden, was kein anderes Analysesystem leisten kann.

Man geht davon aus, dass sich in diesem Fall selbsterfüllende Prophezeiungen erfüllen; das bedeutet, wenn eine Aktie aufgrund der Chartanalyse gekauft wird, steigt sie meist auch tatsächlich. Allerdings ist ein Chart nicht (nur) das Ergebnis verschiedener Trends, sondern der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens und der allgemeinen wirtschaftlichen Situation.

Die Fundamentalanalyse

Hierin liegt der Vorteil der Fundamentalanalyse: Sie berücksichtigt alle „harten Fakten“ wie Umsatz, Rendite, Dividendenausschüttung, usw. Auf Basis dieser Werte wird ein angemessener Preis der Aktie ermittelt. Eine Kaufempfehlung entsteht dann, wenn der „faire Preis“ höher als der tatsächliche der Aktie ist. Während die Chartanalyse ihre Empfehlungen unabhängig vom realen ökonomischen Zustand des Unternehmens macht, bietet die Fundamentalanalyse den Vorzug, dass ebendiese Daten berücksichtigt werden.

Geht es einem Unternehmen gut, macht das es wahrscheinlicher, dass die Aktie steigt, weil es wahrscheinlicher ist, dass Anleger in ein gesundes Unternehmen investieren statt in ein schwächelndes. Wahrscheinlichkeit bedeutet aber längst noch keine Garantie, denn wie beschrieben handeln Anleger oft kontrafaktisch und sehen Potential in einer Aktie, die in ihren Augen die Talsohle durchschritten hat. Ein anderes Beispiel ist die Nordex-Aktie, die nach der US-Wahl 2016 trotz damals guter Prognosen wie die ganze Windenergiebranche an der Börse zusammenbrach und sich seither nicht mehr erholte.

Sicherheit bietet kein Verfahren

Die Wirkung von Chartanalyse und Fundamentalanalyse wurde nie von Studien bewiesen. Das ist einleuchtend, sonst könnte jeder Laie an der Börse sofort saftige Gewinne einfahren. Sie sind nicht als Allheilmittel, sondern als wirksame Unterstützung bei der Kaufentscheidung anzusehen.

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