Wie erstellt man barrierefreie Dokumente?

0

Barrierefreie Dokumente und Webseiten ermöglichen behinderten Menschen den Zugang zu wichtigen Informationen. Da allein in Deutschland über eine Million sehbehinderte und motorisch beeinträchtigte Menschen leben, kommt der Barrierefreiheit im Internet eine immer größere Bedeutung zu. Lesen Sie hier, was Barrierefreiheit bedeutet und wie Sie Online-Dokumente behindertengerecht gestalten können.

Was bedeutet Barrierefreiheit?

In der realen Welt bedeutet Barrierefreiheit, dass ein Raum oder ein Gebäude leicht zugänglich ist. Behinderte müssen in der Lage sein, ohne fremde Hilfe Zutritt zu erlangen. Bekannte Beispiele aus dem Alltag sind behindertengerechte WCs und Rollstuhlrampen, die die Treppe ersetzen. Übertragen auf die Informationstechnologie bedeutet dies, dass barrierefreie Dokumente und Webseiten so aufgebaut sein müssen, dass Menschen mit Leseschwäche, Sehbehinderung oder anderen Einschränkungen sie ohne fremde Hilfe nutzen können. Dazu werden technische Hilfsmittel benötigt, die zum Teil auch in der Offline-Welt zum Einsatz kommen. Ein gutes Beispiel ist ein Vorleseprogramm für Sehbehinderte.

Zur Barrierefreiheit gehört jedoch noch wesentlich mehr. Hinsichtlich der Strukturierung von Dokumenten und Webseiten gelten andere Anforderungen, als sie bei Internetseiten für Nichtbehinderte üblich sind. Hier einige Beispiele:

  • Gute Lesbarkeit des Textes
  • Verwendung von Aufzählungen und Nummerierungen
  • Abbildung der Textstruktur mit Schlagworten (Tags)
  • Klar definierte Lesereihenfolge
  • Integration von Navigationshilfen (z. B. Lesezeichen)
  • Alt-Tags für Grafiken und Bilder

Zudem müssen Texte maschinenlesbar sein, damit Hilfstechnologien wie Screenreader oder Programme für die Sprachausgabe eingebunden werden können.

Neuer Standard für barrierefreie Dokumente

Vor wenigen Jahren wurde ein neuer Standard für die Barrierefreiheit von layoutorientierten Dokumenten eingeführt. Die ISO-Norm PDF/UA soll dafür sorgen, dass sich die Quantität und die Qualität von barrierefreien Textdokumenten im Internet erhöhen. Die Einführung der Norm bedeutet für alle Nutzer einen Gewinn, da der Standard die maschinelle Erschließung von Dokumenten ermöglicht.

So können sich Nichtbehinderte alle Dokumente, die nach der ISO-Norm PDF/UA gestaltet sind, vorlesen lassen. Wenn es sich um E-Book für den privaten Gebrauch handelt, kann der Nutzer den Inhalt aufnehmen, ohne auf den Bildschirm zu blicken. Er kann beim Anhören des Textes aus dem Fenster sehen und sich dabei entspannen. Gleichzeitig werden die Augen des Nutzers geschont.

Auf insgesamt 24 Seiten beschreibt die Norm die Mindestbedingungen, die PDF-Dokumente für die PDF/UA-Zertifizierung aufweisen müssen. Eine besondere Rolle spielt die logische Strukturierung der Inhalte. Listen, Bildbeschreibungen und Überschriften werden mit Meta-Informationen klassifiziert. Hier einige weitere Bedingungen im Überblick:

  • Einbindung von semantischen Tags nach deduziertem Rollenschema
  • Einbindung von Alt-Tags für entscheidende visuelle Inhalte
  • Sprachauszeichnung sämtlicher inhaltlichen Elemente
  • Eindeutige Gliederung aller Inhalte in eine logische Lesereihenfolge
  • Indexierung aller Metadaten mit Hilfe von Dokumententiteln

Auch die Klassifizierung aller inhaltlichen Elemente als Bedeutungsträger zählt zu den Bedingungen, die für die Vergabe der PDF/UA-Zertifizierung erfüllt sein müssen. Als Bedeutungsträger werden im Internet Zeichen, Wörter und Grafiken bezeichnet. In der Offline-Welt kommen weitere Träger wie Gesten und Stimmformen hinzu.

Wie werden behindertengerechte PDF-Dokumente erstellt?

Die Erstellung strukturierter PDF-Dokumente war über lang Zeit ein Stiefkind der Internet-Branche. Einzig die Anwendung Adobe Framemaker war in der Lage, strukturierte PDFs zu erstellen. In der heutigen Zeit können fast alle wichtigen Layoutprogramme getaggte PDFs ausgeben. Teilweise erfolgt dabei eine Unterstützung von Drittherstellern. Das Augenmerk liegt auf der Erzeugung von validierbaren Daten aus unstrukturierten Arbeitsprozessen.

Spezielle Templates machen es inzwischen möglich, auch aus herkömmlichen Office-Anwendungen wie MS Word behindertengerechte PDF-Dokumente mit PDF/UA-Zertifizierung zu erstellen. Semantische Strukturinformationen wie Überschriften, Listen und Tabellen können in Word automatisch in ein PDF übertragen werden. Auch Fuß- und Endnoten sowie zahlreiche weitere Auszeichnungen werden in das behindertengerechte Dokument übernommen.

Damit beim Export die gewünschte Tagstruktur erstellt wird, müssen zuerst die Exporteinstellungen geändert werden. Der Nutzer wählt „Datei > Exportieren > PDF/XPS-Dokument erstellen“ und klickt dann auf „Optionen“. Anschließend wird die Option „Dokumentenstrukturtags für Barrierefreiheit“ aktiviert.

Barrierefreie Webseiten als Suchmaschinenfaktor

Der Google-Algorithmus ist immer für Überraschungen gut. In den letzten Jahren wurde bekannt, dass es einige Rankingfaktoren gibt, die selbst erfahrene Optimierer nicht auf dem Schirm hatten. Zu diesen gehört die Barrierefreiheit. Wenn die bereitgestellten Informationen leicht zugänglich sind, erhöhen sich die Klickraten. Gleichzeitig verringert sich die Absprungrate. Auf diese Weise erreichen Sie eine bessere Suchmaschinenposition und bieten Ihren Lesern eine optimale Präsentation der Inhalte.

Hinzu kommt, dass die Barrierefreiheit das Image des Unternehmens fördert. Offenheit gegenüber Menschen mit Behinderungen wird heute nicht mehr als eine bloße Notwendigkeit, sondern als eine Tugend betrachtet. Sowohl Blinde als auch Gehörlose sind auf die leichte Zugänglichkeit von Informationen angewiesen. Wer seine Webseite barrierefrei gestaltet, bindet diese Gruppen ein und tätigt gleichzeitig eine Investition in die Zukunft.

Acrobat Pro: Praktisches Online-Tool für die Erstellung von barrierefreien PDFs

Adobe ist in der Online-Welt fast so bekannt wie Microsoft oder Apple. Seine Berühmtheit verdankt der Konzern vor allem der Grafikanwendung Photoshop. Doch auch im Bereich der kostenlosen Apps hat Adobe einiges zu bieten. Tools wie Acrobat Pro bieten die Möglichkeit, PDF-Dateien mit wenigen Klicks barrierefrei zu machen. Gehen Sie dazu auf „Werkzeuge > Aktionsassistent“ und klicken Sie in der Liste auf „Barrierefrei machen“. Nun wählen Sie die Dateien aus, auf die Sie diese Aktion anwenden möchten. Als letzten Schritt klicken Sie auf „Starten“. Wenn es sich um ein großes Dokument handelt, können Sie den kostenfreien Online PDF-Kompressor von Adobe verwenden und die Größe der Datei reduzieren.

 

About Author