Human Resources: Frankreich ein beliebtes Ziel für Unternehmen

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Deutschland und Frankreich sind zwar Nachbarn, die Unterschiede in der Personalarbeit könnten aber kaum größer sein. Hinsichtlich Arbeitsweise und Mindset könnte man die Mitarbeiter in beiden Ländern beinahe als komplementär bezeichnen. Aber gerade darin liegt eine hervorragende Chance für kreative, erfolgreiche Teams, sofern die beiden Seiten einander verstehen. Zahlreiche deutsche Unternehmen möchten ihre Aktivitäten gerne nach Frankreich ausweiten und dort Niederlassungen gründen.

Auch für viele deutsche Mitarbeiter hat ein Job in Frankreich durchaus was Verheißungsvolles. Folglich sind Human Resources in Frankreich gefragt. Um einen Kulturschock zu vermeiden, lohnt sich eine Beschäftigung mit den Verschiedenartigkeiten der Arbeitswelt in den beiden Ländern:

Human Resources Frankreich: Unterschiedliche Managementstile

Vergleicht man den deutschen und französischen Managementstil, fallen vor allem folgende Unterschiede auf:

  • Während deutsche Manager vorrangig einen kompromissbereiten Führungsstil pflegen und Wert auf die Meinung und Ideen ihrer Mitarbeiter legen, agieren französische Manger eher individuell. Der Führungsstil ist stark vom Manager geprägt, das Team bleibt da schon mal außen vor.
  • Führungskräfte in Frankreich neigen zu Entscheidungen im Alleingang, Teamdiskussionen wie in Deutschland sind selten.
  • Deutsche Manager werden hauptsächlich für ihre Umsicht und Vorbildfunktion respektiert, französische Manger für ihre Persönlichkeit.
  • In Deutschland wird jeder, egal ob Manager oder Angestellter, eher als nahbar gesehen, während das Hierarchiedenken in Frankreich wesentlich stärker ausgeprägt ist. So individualistisch die Franzosen auch sind, gegenüber Führungspersönlichkeiten werden Autoritäten selten hinterfragt.

Unterschiede bei den Arbeitnehmern

Diese Unterschiede sind auch in der Personalarbeit sichtbar, da sich die Arbeitskräfte in beiden Ländern unterscheiden. Während die Deutschen teamorientiert sind, wurden Franzosen zu Individualisten erzogen und handeln im Berufsalltag oft so, wie sie es persönlich für richtig erachten. Regeln und Gesetze sind für die Franzosen eher Richtlinien. Französische Mitarbeiter bilden sich eine eigene Meinung und erwarten Anerkennung für ihre Originalität und Brillanz. Während Privilegien in Deutschland eher mit Skepsis betrachtet werden, gelten sie in Frankreich als erstrebenswertes Ziel. Die Zugehörigkeit zu einer Elite motiviert. Die meisten Mitarbeiter in Deutschland wünschen sich eine saubere Planung und wollen Probleme antizipieren. Franzosen lösen die Probleme dann, wenn sie da sind.

Sie sind es gewohnt, mit hohem Druck umzugehen und werden auch durch unerreichbare Ziele nicht demotiviert, bei denen Deutsche protestieren würden. In Frankreich verführt ein charismatischer Chef zur Arbeit und zur Herausforderung, was in Deutschland eher undenkbar ist. Dies findet auch im Recruiting seinen Ausdruck.

HR-Recruiting in Frankreich

In Stellenanzeigen präsentieren sich französische Unternehmen ausführlich und äußerst selbstbewusst. Bewerbern wird versichert, dass es Unternehmensziel sei, sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Über das Team findet man in französischen Stellenanzeigen meist nichts. Sehr wohl taucht aber der Chef auf und es wird erwähnt, an wen ein neuer Mitarbeiter berichten wird. Eher knapp und allgemein fällt hingegen die Aufgabenbeschreibung aus.  Bewerbungsunterlagen in Frankreich umfassen meist ein bis zwei Seiten, zusammengesetzt aus Anschreiben und Lebenslauf. Ausführliche Arbeitszeugnisse sucht man vergeblich, es genügt ein einfaches „certificat du travail“.

Aufgrund der wenig aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen hat das Bewerbungsgespräch in Frankreich weit mehr Gewicht als in Deutschland. Gute Referenzen sind ebenfalls gefragt. Eigenschaften, mit denen man in Frankreich am Arbeitsmarkt punktet, sind:

  • stark ausgeprägter Individualismus
  • zielorientiertes, eigenständiges Arbeiten
  • Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen
  • ausgeprägter Sinn für Hierarchie sowie die Bereitschaft, sich unterzuordnen
  • Prestigestreben

Während bei Führungspositionen in Deutschland Fachkompetenz und emotionale Intelligenz hoch oben stehen, haben in Frankreich Charisma, Durchsetzungsvermögen und Brillanz ein deutlich höheres Gewicht. Neben den kulturellen Unterschieden gilt es auch arbeitsrechtliche Unterschiede zu beachten. Hier einige französische Besonderheiten in Kürze:

  • In Frankreich gilt grundsätzlich die 35 Stunden Woche. Überstunden müssen finanziell oder durch Ausgleichzeit abgegolten werden, bei leitenden Angestellten ist eine Pauschalregelung zuständig.
  • Der gesetzliche Urlaubsanspruch in Frankreich beträgt 2,5 Tage pro Monat und somit 30 Werktage insgesamt.
  • Für Probezeiten gilt in Frankreich eine Ausgangsdauer von 2 bis 4 Monaten. Mit Verlängerung sind insgesamt 4 – 8 Monate möglich, wobei eine Verlängerung nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist und diese die ausdrückliche Zustimmung des Arbeitnehmers erfordert.
  • In Frankreich ist auf jeden Arbeitsvertrag ein Tarifvertrag neben dem Gesetzt anzuwenden, entweder die im Unternehmen abgeschlossene Betriebsvereinbarung oder der allgemeinverbindliche Tarifvertrag.
  • Der gesetzliche Mindestlohn beträgt in Frankreich 9,50 Euro / Stunde und 1.445,38 Euro im Monat.
  • Das Kündigungsverfahren ist in Frankreich sehr strikt geregelt, was den Prozess, fristen sowie die Nennung der Gründe für die Kündigung betrifft.
personal in frankreich

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Personalvermittlung und Human Resources

Wer Human Resources in Frankreich sucht, kann sich auch an spezialisierte Personalvermittlungsagenturen wenden, die den Kontakt zwischen Unternehmen, die Manger suchen, und potenziellen Mitarbeitern herstellen. Stellen werden dabei entweder explizit ausgeschrieben oder ein Headhunter mit der Personalsuche betraut. Hilfreich und wichtig dabei sind die umfassenden Kenntnisse des französischen Arbeitsmarktes. Positionen für Führungskräfte werden in Frankreich meist unter der Hand gehandelt. Ideale Kandidaten werden von den Personalagenturen in der Regel direkt angesprochen, wobei gewährleistet wird, dass keine Mitarbeiter von Geschäftspartnern abgeworben werden.

Jobinteressenten können sich ihrerseits auch an die Agentur wenden und ihre Unterlagen einreichen. Passen die Qualifikationen zu einer offenen Position, kann die Vermittlung an den künftigen Arbeitgeber erfolgen.  Bei der Auswahl einer Personalagentur sollten folgende Qualitätskriterien betrachtet werden:

  • Die Erfahrung in der Personalsuche: Wie lange ist der Akteur am Markt? Für welche Berufsgruppen ist er vorrangig tätig? Welche Referenzen und Erfahrungswerte kann er in dem relevanten Bereich vorweisen?
  • Suchkanäle und Netzwerk: Welche Suchkanäle nutzt die Agentur und über welches Kandidatennetzwerkt verfügt sie?
  • Transparenz: Sind die Vorgangsweise sowie der Inhalt der Dienstleistung transparent und klar umrissen?
  • Honorar und Garantien: Wie wird das Honorar berechnet? Gibt es einen erfolgsabhängigen Anteil? Bietet die Personalagentur auch Garantien an?

Tipps für Jobsuchende in Frankreich

Arbeitgeber in Frankreich legen in der Regel auf eine gute Beherrschung der französischen Sprache Wert. Wer hier sattelfest ist, steigert seine Chancen. Auf Messen, Konferenzen, Foren oder sonstigen Veranstaltungen bietet sich die Möglichkeit, mit potenziellen Arbeitgebern persönlich in Kontakt zu treten. Bei dieser Gelegenheit lassen sich Kommunikationsfähigkeit und Persönlichkeit gleich unmittelbar demonstrieren. Ein persönliches und berufliches Netzwerk ist bei der Jobsuche von Vorteil. Hier empfiehlt es sich auch, Angebote von französischen Institutionen, wie beispielsweise der APEC (Association pour l’emploi des cadres – Agentur für Führungskräfte) zu nutzen und auch Kontakte zu Personalberatungsunternehmen zu knüpfen.

Auch professionelle berufliche online Netzwerke, wie LinkedIn oder Viadeo sind eine Möglichkeit, das eigene Netzwerk zu erweitern und hilfreiche Kontakte zu knüpfen. In vielen Städten werden über diese Netzwerke auch deutsch-französische Treffen organisiert. Engagierte Initiativbewerbungen sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, den Traumjob in Frankreich an Land zu ziehen. Proaktivität wird geschätzt und man darf durchaus Interesse zeigen und sich telefonisch nach dem Stand der Bewerbung erkundigen. Im Vorstellungsgespräch sollte man ihre Motivation und ausgezeichnete Vorbereitung spüren. Personalleiter erwarten, dass Sie sich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt haben und eine klare Vorstellung von der angestrebten Position haben.

Zeigen Sie Ehrgeiz sowie positive Ecken und Kanten. Individualisten sind in Frankreich gefragt.

 

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