Jeder, der ein Unternehmen leitet, kommt zwingend mit dem Begriff Kapitalbindung in Berührung. Doch worum geht es bei der Kapitalbindung überhaupt und welche Folgen hat diese für das Unternehmen? In diesem Beitrag erhalten Sie jede Menge Informationen rund um die Thematik Kapitalbindung.
Was ist die Kapitalbindung?
Bei der Kapitalbindung handelt es sich um eine betriebswirtschaftliche Kennzahl. Sie wird aus den Unternehmensdaten gewonnen und soll dabei behilflich sein, Entscheidungen treffen zu können, indem sie als Beurteilungsmaßstab herangezogen wird. Grundlegend bedeutet Kapitalbindung einfach, dass das Kapital des Unternehmens für einen bestimmten Zeitraum gebunden ist, das heißt, es kann nicht darauf zugegriffen werden. Die Dauer dieses Zeitraums kann sehr unterschiedlich ausfallen. Sie kann nur wenige Tage aber auch mehrere Jahre betragen.
Allgemeines zur Kapitalbindung
Wie bereits erwähnt, handelt es sich dann um gebundenes Kapital, wenn es nicht in Geld umgewandelt werden kann, da keine Liquidität vorliegt. In jedem Unternehmen ist es sehr wichtig, über die Kapitalbindung Bescheid zu wissen, da sie eine sehr große Rolle spielt. Dies resultiert daraus, da das Fremd- und Eigenkapital, welches dem Unternehmen zur Verfügung steht, verzinst werden muss. Aufgrund dessen wird eine Gewinnverwendung oder ein Zinsaufwand ausgelöst. Das gesamte gebundene Kapital verursacht somit Ausgaben. Diese Ausgaben müssen durch die Einnahmen aus dem betrieblichen Prozess finanziert werden.
Aufgrund dessen stellt die Kapitalbindung eine wichtige Rolle dar. Allerdings ist es auch so, dass die Frage zur Kapitalbindung erst dann auftritt, wenn Investitionen getätigt werden müssen, zum Beispiel Produktionsmaschinen hergestellt oder angeschafft werden. Darüber hinaus führt auch jegliche Ware, welche gelagert wird, zu einer höheren Kapitalbindung. Grundsätzlich bleibt die Kapitalbindung auch so lange bestehen, bis das gelagerte Produkt verkauft wurde oder als Investitionsobjekt aus dem betrieblichen Vermögen ausscheidet.
Einsatz im Anlagevermögen
Mittel- und langfristige Kapitalbindungen sind vor allem im Anlagevermögen zu finden. Sie treten vor allem bei einer Investition in die Betriebs- und Geschäftsausstattung, in Fahrzeuge, in Anlagen, in Maschinen, in Immobilien und in Grundstücke auf. Das Ganze funktioniert folgendermaßen, bei der Anschaffung nimmt das Unternehmen den Kaufpreis in die Bilanz auf. Durch die Abschreibungen reduziert sich die Kapitalbindung dann jedoch mit der Zeit. Ein Beispiel wäre hier, wenn ein Unternehmen eine Maschine für 20.000 Euro einkauft und mit einer Nutzungsdauer von fünf Jahren rechnet. So würde das Unternehmen hier jährlich eine Abschreibung von 4.000 Euro vornehmen.
Gleichzeitig wird dieses Kapital aber durch Erlöse wieder eingenommen. Dies resultiert daraus, da der Wertverlust von der Maschine mit in den Verkaufspreis eingerechnet wird. Das zieht nach sich, dass die Kapitalbindung verringert und die liquiden Mittel erhöht werden. Es muss jedoch beachtet werden, dass so etwas nur im Idealfall passiert. Sollte der Betrieb geringere Umsatzerlöse erzielen als erwartet, dann können keine zusätzlichen liquiden Mittel erzielt werden.
Einsatz im Umlaufvermögen
Die Kapitalbindung im Umlaufvermögen ist im Normalfall sehr kurzfristig. Damit eine Kapitalbindung im Umlaufvermögen eintritt, können zwei unterschiedliche Fälle eintreten. Eine Kapitalbindung im Umlaufvermögen kann sich zum einen durch Forderungen aus Leistungen und Lieferungen ergeben. Das Kapital ist nämlich von dem Tag der Lieferung bis zu dem Tag, an dem der Kunde bezahlt, gebunden. Erst wenn das Geld von dem Kunden eingeht, löst sich diese Bindung wieder auf. Zum anderen kann sich eine Kapitalbindung im Umlaufvermögen durch die Lagerbestände ergeben. Jeder Bestand im Lager bindet Kapital. Hierbei ist es irrelevant, ob es sich um Rohstoffe, Vorprodukte oder nicht verkaufte Waren handelt.
Die Kapitalbindungsdauer
Mit der Kapitalbindungsdauer werden die Ausgaben ermittelt, welche durch eine Investition entstanden sind und noch nicht durch erwartete Einnahmen gedeckt sind. Bei Anlagevermögen wie zum Beispiel Produktionsmaschinen wird die Kapitalbindung durch die Abschreibungen immer geringer, welche durch die Umsatzerlöse wiedergewonnen werden. Die Kapitalbindungsdauer im Anlagevermögen kann errechnet werden, indem der Restwert zu Beginn des Geschäftsjahres mit dem Restwert am Ende des Geschäftsjahres addiert und anschließend durch zwei geteilt wird. Die Kapitalbindungsdauer beim Umlaufvermögen kann auf ähnliche Weise errechnet werden.
Die Summe von verschiedenen betrieblichen Teilprozessen kann durch die Kennzahl Cash-to-Cash-Cycle Time ermittelt werden. Die Durchlaufzeiten eines Rohstoffs werden hier addiert. Es wird der Zeitpunkt ermittelt, an dem der Rohstoff in das Lager eingeht sowie der Zeitpunkt, an dem der Rohstoff in das Ausgangslager befördert wird. Anschließend muss noch die Produktionszeit addiert werden. Es müssen alle Zwischenlagerungen berücksichtigt werden. Darüber hinaus muss auch die Laufzeit der Kundenforderung, bis zu dem Zeitpunkt an dem die Kunden das Produkt bezahlen, eingerechnet werden.
Nachdem diese ganzen Aspekte addiert wurden, muss die DLZ aus der Lieferantenverbindlichkeit subtrahiert werden. Die Differenz ergibt die Cash-to-Cash-Cylce Time.

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Welches Ziel sollte bei der Kapitalbindungsdauer verfolgt werden?
Es muss beachtet werden, dass das gebundene Kapital Zinskosten verursacht. Sollte es sich um Fremdkapital handeln, fordern die Geldgeber, zum Beispiel die Banken, eine Verzinsung. Sollte es sich um Eigenkapital handeln, steht den Anteilseigner eine Rendite zu. Aufgrund dessen ist es wichtig, als Unternehmen danach zu streben, die Kapitalbindung zu minimieren oder generell zu vermeiden. Dies kann durch viele verschiedene Mittel erzielt werden. In weiterer Folge werden die Instrumente der Kapitalfreisetzung befolgt und zum Beispiel Vermögenswerte verkauft.
Darüber hinaus kann auch das Zahlungsziel für die Kunden minimiert werden. Dies bewirkt, dass die Forderungen geringer werden. Ein weiteres gutes Mittel ist Outsourcing. Damit nicht in einen eigenen Fuhrpark investiert werden muss, beauftragen viele Unternehmen Speditionsbetriebe für den Transport von den Waren.
Welche Folgen hat die Kapitalbindung?
Damit der Kapitalbedarf ermittelt werden kann, muss die Kapitalbindung als Grundlage benutzt werden. Grundsätzlich bewegt sich der Kapitalbedarf zwischen der Kapitalbindung und der Kapitalfreisetzung. Dies bedeutet, jede Investition stellt eine zielgerichtete Bindung von Kapital dar. Die Zinsaufwendungen für den Kapitalbedarf sind umso geringer, je kürzer das Kapital gebunden wird. Dies resultiert daraus, da durch erzielte Einnahmen eine Freisetzung von Kapital erfolgen kann. Gleichzeitig senkt ein höherer Kapitalumschlag die Kapitalbindung. Dies bedeutet, das Hauptziel in den Produktions- und Investitionsprozessen eines Unternehmens sollte immer die Minimierung von der Kapitalbindungsdauer darstellen.
Aufgrund dessen sollten auch Maßnahmen ergriffen werden, welche die Kapitalbindung optimieren und überwachen. Die Produktion nach Just-in-time verfolgt lediglich das Ziel, die Kapitalbindung im Materiallager zu minimieren. Wie bereits erwähnt, können die Absatz- und Produktionsprozesse verkürzt werden oder Outsourcing betrieben werden, damit die Kapitalbindung geringer ausfällt. Mit der Lean Production können die Produktionsprozesse verkürzt werden. Durch eine Verlängerung des Lieferantenzahlungsziels oder eine Verkürzung des Kundenzahlungsziels können die Durchlaufzeiten im Eingangslager, im Ausgangslager sowie der Produktion verkürzt und die Cash-to-Cash-Cycle Time minimiert werden.
Vor allem Unternehmen, welche aufgrund der Produktionsweise umfangreiche Produktionsanlagen benötigen, haben immer wieder den Druck, die Kapitalbindung zu verringern. Aufgrund dessen ist vor allem in Branchen, welche anlagenintensiv arbeiten, häufig eine hohe Kapitalbindung anzufinden. Bei Unternehmen, welche mit schneller Lagerumschlagshäufigkeit und lagerintensiv arbeiten, fallen meist geringere Kapitalbindungsprobleme an.
Die Anwendung im Bankwesen
Mit dem Begriff Kapitalbindung wird auch die Dauer der Bereitstellung von Finanzmitteln umschrieben. Die Dauer der Kapitalbindung wird durch die Laufzeit von einer Spareinlage oder eines Kredits bestimmt. Die Zinsbindung kann maximal gleich hoch wie die Kapitalbindung sein.
Was ist das Gegenstück zur Kapitalbindung?
Das Gegenstück zur Kapitalbindung nennt sich Kapitalfreisetzung. Im Zuge dessen wandeln die Unternehmen gebundenes Kapital wieder in liquide Mittel um. Dies kann zum Beispiel durch Erlöse geschehen. Da dadurch die Abhängigkeit von Fremdkapital minimiert wird, stellt die Kapitalfreisetzung ein Instrument aus der Innenfinanzierung dar. Im Normalfall ändert sich die Höhe des Gesamtkapitals nicht. Dies ist nur so, wenn ein Unternehmen einen höheren Preis veranschlagt als ursprünglich geplant. Es handelt sich in der Regel lediglich um eine Umschichtungsfinanzierung. Diese soll ermöglichen, dass über das gebundene Kapital sofort verfügt werden kann.
Fazit
Zusammenfassend kann somit geschlussfolgert werden, dass jedes Unternehmen auf die Kapitalbindung achten sollte. Dies resultiert daraus, da das Kapital, welches gebunden ist, für einen bestimmten Zeitraum nicht verfügbar sein wird. Dieser Zeitraum ist bei dem Umlaufvermögen meist kurzfristig und bei dem Anlagevermögen meist mittel- bis langfristig. Es ist wichtig zu wissen, dass eine kurze Kapitalbindungsdauer die Zinskosten verringert.