Brexit – Wirtschaftlicher Auftrieb für die britische Sportbranche?

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Laut aktueller Studie hat die Premier League weltweit die meisten Zuschauer. Über 70 Prozent der geschätzt 2.1 Milliarden Sportfans auf der Welt schauen mindestens einmal im Jahr ein Spiel der ersten englischen Liga. Diese Beliebtheit hat dazu geführt, dass Spieler und Investoren aus dem Ausland in die Premier League zieht.

Die Budgets, die den Vereinen zur Verfügung stehen, sind auch wegen des milliardenschweren Vertrags über die Bildrechte, weit höher als die der Clubs des europäischen Festlands. So können auch kleinere britische Vereine höhere Ablösesummen und Gehälter zahlen, als die Konkurrenz. Dies macht die Liga spannender und schlechter voraussagbar, als andere europäische Topligen.

Höhere Gehälter durch sinkenden britischen Pfund?

Die Vormachtstellung des britischen Fußballs ist allerdings durch den bevorstehenden Brexit in Gefahr. Schon jetzt fordern viele Spieler bei Vertragsverhandlungen höhere Gehälter, da das britische Pfund gegenüber anderen Währungen an Wert verloren hat. Durch den Brexit könnte diese Inflation der Gehälter weiter steigen und die finanzielle Situation der Fußballklubs schwächen. Zudem könnte es zu einem Machtkampf zwischen dem Englischen Fußballverband FA und der Premier League kommen.

In Zukunft wird es für europäische Spieler schwerer Arbeitserlaubnis in England zu erhalten. Da diese von der FA ausgestellt werden, könnte diese ihre Machtposition gegenüber den Klubbesitzern der Premier League nutzen und versuchen, den Erhalt dieser Arbeitserlaubnis zu erschweren, um jungen britischen Spielern die Chancen auf einen Kaderplatz in einem Topverein zu erhöhen. Experten gehen allerdings davon aus, dass besonders die unteren Ligen deutlich mehr Briten einsetzen werden und die Topklubs des Landes weiterhin auf bekannte und internationale Stars setzen werden.

Auwirkungen des Brexit auf die Branche

Der Sportökonom Dr. Tom Markham äußerte sich schon vor Längerem über die Auswirkungen des Brexit. Zwar seien aktuell die Budgets der britischen Mannschaften so hoch, dass es zwei Arten von Ablösesummen für Spieler gebe, eine für den Verkauf innerhalb Kontinentaleuropa und eine für den Verkauf nach England, allerdings wird der Brexit dies auf lange Sicht ändern. So kann es sein, dass in fünf bis zehn Jahren Ablösesummen und Gehälter sich auf europäisches Niveau angeglichen haben.

Die Strahlkraft der Premier League könnte also zugunsten anderer Ligen wie der Fußballbundesliga abnehmen, da die Wirtschaftskraft den modernen Sport mitbestimmt. Die Position der englischen Nationalmannschaft wird sich durch den Brexit allerdings eher stären, da nicht nur mehr britische Talente die Chance bekommen werden, sich zu empfehlen, sondern die FA, unter dem Dachverbänden UEFA und FIFA, all ihre Finanzen in Euro und US-Dollar abwickelt, und somit die finanzielle Situation im Vergleich zur Premier League eher gestärkt werden wird.

Mit der Einführung des Financial Fairplay werden die Premier League-Klubs in Zukunft größere Probleme haben, Spieler zu verpflichten und zu halten, da sie nicht mehr Geld ausgeben dürfen, als sie generieren. Da dieses Geld in Pfund generiert wird, welches infolge des Bexits wohl weiter an Wert verlieren wird, werden die Budgets für Gehälter und Ablösesummen sinken. Ob es dann noch immer die Topstars des Fußballs in großer Zahl auf die Insel lockt, bleibt abzuwarten.

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